Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Fremdenhass und Menschenliebe
#1
Ich wohne ja im Osten und hab das trotz wechselnder Wohnorte auch schon mein Leben lang getan.

Ich habe als Kind erlebt, wie Flüchtlingsheime brannten. Schlimmstes Beispiel wohl Hoyerswerda, aber letztlich nur eines von vielen. Ich kenne noch all die Nachrichten, in denen Menschen anderer Herkunft regelrechten Hetzjagden ausgesetzt waren.

Ich habe mitbekommen, wie einige Nazis nachts durch den Ort liefen und laut "Ausländer raus" skandierten. Nur um dann bei Ali einzukehren und sich einen Döner zu gönnen.

Schon damals habe ich mich gefragt, warum das so ist. Als Kind hat mich diese Frage nächtelang wachgehalten. Was haben die denn gegen diese Menschen? Die kennen die doch gar nicht.
Befriedigende Antworten habe ich nie erhalten. "Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg!" oder "Die wollen nur unsere Frauen." oder "Deutschland gehört den Deutschen." Alles Antworten, die mir schon damals keine Hilfe waren. Gerade wenn man nach dem Motto aufgewachsen ist "Teilen muss man"

Nun bin ich in einem kleinen Nest, mit nur 7000 Einwohnern (zu besten Zeiten) aufgewachsen. Der Ausländeranteil war äußerst gering. Wen gab es denn da? Ach ja, den "Fitschi", der einen kleinen Klamottenläden betrieben hat und "Döner-Ali" mit seinem Imbiss und natürlich die "Schlitzaugen" mit einem netten asiatischen Restaurant. Das waren also die Leute die uns unsere Frauen wegnehmen wollten? Wie ihre eigenen Frauen das wohl fanden? Das waren die Leute, die uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen wollten? Interessant...war mir gar nicht bewusst, dass es dort so viele Leute gab, die schon immer ein asiatisches Restaurant oder einen türkischen Imbiss eröffnen wollten.

Und heut, 25 Jahre später, stehe ich praktisch vor der gleichen Situation. Und noch immer stelle ich mir die gleiche Frage. Heut kommt noch die Kriminalität als Begründung dazu. Aber ist das wirklich eine Begründung? In jedem Zeitungsbericht ist der Satz "Der Täter mit ..... Wurzeln,..." zu finden und das fühlt sich einfach an wie Meinungsmache. Sicher gibt es auch unter den Flüchtlingen schwarze Schafe und man muss eine Lösung finden, wie man damit umgeht. Aber da finden sich ja auch etliche Deutsche, mit einem deutlich breiteren Angebot an Straftaten.

Und vorallem frage ich mich, ist das tatsächlich ein Problem des Ostens? Und wenn ja, warum?

Ich erinnere mich, wie die Große im Alter von etwa 4 Jahren mit einem kleinen afrikanischen Jungen über ein Kleinkunstfest in Berlin tobte. Die beiden verstanden nicht ein einziges Wort des jeweils anderen, aber sie hatten unglaublich Spaß.
Ich sehe jede Woche, wie der Jüngste darauf erpicht ist, mit Moses und Enajit gemeinsam zu trainieren. Sie sind zwar einige Jahre älter als er, aber er sagt, die sind voll nett und er mag sie einfach gern. "Du Mama, der Enajit feiert erst Weihnachten seit sie hier leben, früher gab es das bei ihm nicht. Aber in sein Haus ist eine Rakete gefallen und sein Bruder ist dabei gestorben."
Und dann wäre da noch das Mittelkind, dass bitterlich geweint hat, als Honey mit ihrer syrischen Familie umgezogen ist und einen anderen Kindergarten besuchen musste. Oder wie sie oft aus der Schule kommt und mir von den Worten erzählt, die Evangelina ihr und anderen beigebracht hat. "Evangelina kommt nämlich aus Afrika und da sprechen die anders, Mama."
Ich sehe, wie sehr sie sich jedes Mal freuen, wenn ihr Cousin aus Frankreich zu Besuch ist und wie traurig sie sind, wenn wir ihn zum Flughafen bringen.

Warum können wir es nicht machen, wie die Kinder? Mit offenen Augen und offenen Herzen durch das Leben gehen?

Sicher sind nicht alle lieb, nett und gut. Aber ich kenne genug Müllers, Meiers und Schmidts wo das genauso ist.

Ich möchte hier keinen "Pro und Contra Flüchtlings-Thread" erstellen. Sondern interessiere mich für eure Erfahrungen. Und das müssen nicht nur die guten sein. Aber bitte eigene Erfahrungen, keine Geschichten, die der Onkel von Chef des Nachbarn angeblich erzählt hat.
"Du wirst glücklich werden!" sagte das Leben... "Aber erst mache ich dich stark!"


#2
[member=2]Maili[/member]
ich hab mal eine Doku gesehen, da ging es 2015 um die vielen Flüchtlinge die damals nach Deutschland kamen, es sind ja auch viele Kinder mitgekommen, mit ihrer Eltern oder Müttern.
Die Eltern mussten deutsch lernen, lesen und schreiben.. und die kleinen Kinder?
Die kamen in KiTas usw. unter.
Ein Reporter fragte einen kleinen Jungen, der auch in die Kita ging...

"Habt ihr in der Kita jetzt auch viele Ausländerkinder?"
Der Junge:
"Nein, hier sind nur Kinder"

Anscheinend ist es für diese Menschen die flüchten müssen, wichtig in ein stabiles Land zu kommen, und da scheint Deutschland oder Schweden der beste Ort zu sein.

Allerdings können wir nicht Millionen von Menschen aufnehmen, das können unsere Sozialsysteme nicht lange aushalten, auch im Bezug auf die Wohnungsnot in den Ballungszentren.

Man hat damals den Fehler gemacht, die Deutschen NICHT mitzunehmen, man hat dem Osten das System "BRD" einfach übergestülpt, die Treuhand hat das DDR Volksvermögen "Betriebe" verschleudert, an alte SED Seilschaften, oder an "Investoren aus Westdeutschland,
die nur ihre Gewinnmaximierung im Kopf haben, die die DDR Firmen "liquidierten", als Steuersparmodell.

Diese Wunden sind bis heute nicht verheilt, und viele Menschen projizieren ihren Frust und Verbitterung auf "die Fremden", aber das ist kein reines deutsches Problem.
Wenn selbst Länder wie Dänemark oder Schweden, die eigentlich als sehr liberal gelten, ihre Grenzen zu machen, und auch keine Refugees mehr aufnehmen wollen, dann sollte man hellhörig werden.

Es ist eben nicht so einfach.."Wir sind alles Brüder/Schwestern"...
Es kommen da ja auch Menschen mit einer anderen Kultur/Religion,
die diese in ihrer neuen Heimat auch leben wollen.

Es ist eben so, viele Deutsche glauben..wir gehen arbeiten, sollen sogar immer länger arbeiten (bis 70, oder länger), und die "Asylanten" brauchen nix tun, und planen die "Islamisierung" von Deutschland.

Es gibt auf beiden Seiten verblendete und Hasser, aber ich habe die Erfahrung gemacht...
"Leben und leben lassen"


#3
[member=2]Maili[/member]
Dem Fremdenhass liegt ein psychologisches Problem zugrunde, diese Menschen haben psychische Defizite, siehe Schattenintegration.
Diverse eigene Schatten werden nach außen projiziert und Randgruppen leiden darunter.


#4
Zitat:Zunächst wird der eigene Schatten gewöhnlich negiert oder aber auf Personen und Objekte außerhalb des eigenen Ichs projiziert. Unbewusste Schattenprojektionen auf den jeweils anderen Menschen[7] sind typische Elemente persönlicher wie auch kollektiver (z. B. nationaler) Konflikte.[8][9] Die Bewusstmachung dieser unwillkürlichen Schattenprojektionen kann daher die Möglichkeiten einer Konfliktlösung massiv verbessern.[10] Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten, seine Integration in die Gesamtpersönlichkeit, zählt nach Jung deswegen zu den zentralen Aufgaben des menschlichen Reifeprozesses und stellt einen unabdingbaren Schritt auf dem Weg zur Ganzwerdung (Individuation) dar. Als vorwiegend moralisches Problem fordert sie vom Individuum beträchtliche seelische Leistungen. Häufig ist sie auch Gegenstand der Psychotherapie (z. B. Psychoanalyse), wo in einem geschützten Rahmen die weitverbreitete "Angst vor dem eigenen Schatten"[11] überwunden werden kann; zu diesem Schritt kann auch die bekannte Wendung „über seinen Schatten springen“ passen.

Die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen, in Träumen oft drastisch augenfällig aufgezeigten Schatten bei sich selbst ist nach Jung sehr gewinnbringend, denn: "Es ist oft tragisch zu sehen, auf wie durchsichtige Weise ein Mensch sich selber und andern das Leben verpfuscht, aber um alles in der Welt nicht einsehen kann, inwiefern die ganze Tragödie von ihm selber ausgeht und von ihm selber immer wieder aufs Neue genährt und unterhalten wird." Gewöhnlich jedoch führen nicht integrierte Schattenseiten zu ihrer Projektion auf andere Personen oder Gruppen (s. o.). Auf diese Weise entstehen unter anderem Vorurteile, aber auch das bekannte „Sündenbock“-Syndrom und Phänomene wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus oder auch Homophobie. Auch die Idee des Teufels kann mitunter mit der Projektion des Schattens nach außen erklärt werden.


#5
(12.11.2019, 11:23)DuckyOne link schrieb:"Habt ihr in der Kita jetzt auch viele Ausländerkinder?"
Der Junge:
"Nein, hier sind nur Kinder"
Das ist so eine typische Kinderantwort. Und genau das ist es was ich meine. Man kann es ganz genauso einfach sehen. Kein schwarz, kein weiß, kein gelb, kein blau....einfach nur Kinder, Spielgefährten.

(12.11.2019, 11:23)DuckyOne link schrieb:Anscheinend ist es für diese Menschen die flüchten müssen, wichtig in ein stabiles Land zu kommen, und da scheint Deutschland oder Schweden der beste Ort zu sein.
Aber ich verstehe das auch irgendwie. Ich selbst habe drei Kinder und ich würde immer alles dafür tun, dass meine Kinder in Frieden aufwachsen dürfen und das natürlich in einem möglichst sicheren Umfeld. Ich würde mir auch ein Land suchen, in dem sie diese Möglichkeit haben.

(12.11.2019, 11:23)DuckyOne link schrieb:Wenn selbst Länder wie Dänemark oder Schweden, die eigentlich als sehr liberal gelten, ihre Grenzen zu machen, und auch keine Refugees mehr aufnehmen wollen, dann sollte man hellhörig werden.
Mhm..da stimme ich dir zu. Aber vll reicht es diesen Ländern auch. Es werden Flüchtlinge aufgenommen, man unternimmt vieles um diese Menschen aufzufangen und andere Länder machen es sich leicht. Entweder weigert man sich generell Flüchtlinge aufzunehmen oder man macht es ihnen so unangenehm wie möglich, damit erst gar keiner dort hin möchte. Und ich finde, dass kann es nicht sein. Vll müssten alle Länder gezwungen werden einen bestimmten Prozentsatz an Flüchtlingen aufzunehmen und vll müsste es dann eine Kommission geben, die die menschlich akzeptable Unterbringung auch kontrolliert.

(12.11.2019, 11:23)DuckyOne link schrieb:Man hat damals den Fehler gemacht, die Deutschen NICHT mitzunehmen, man hat dem Osten das System "BRD" einfach übergestülpt, die Treuhand hat das DDR Volksvermögen "Betriebe" verschleudert, an alte SED Seilschaften, oder an "Investoren aus Westdeutschland,
die nur ihre Gewinnmaximierung im Kopf haben, die die DDR Firmen "liquidierten", als Steuersparmodell.
Da triffst du den Nagel auf den Kopf, denke ich. Also ich war zur Wende ein Kind und mich hat das alles kaum berührt, aber es war wohl schon so. Die Menschen wollten über sich und ihr Leben selbst bestimmen. Was als erstes kam, war die extreme Arbeitslosigkeit. Alles wurde teurer, aber die Leute hatten durch die fehlende Arbeit deutlich weniger Geld. Unmengen an Lokalitäten, wie Restaurants mussten schließen. Sie kamen nicht mit in dem Wandel. Gerade in ländlichen Gegenden war es schlimm. Und so wurde aus "Aufschwung Ost" ganz schnell "Abschwung Ost". Klar, man war plötzlich frei, durfte Reisen usw. konnte sich nur keiner mehr leisten.
Und dann all diese Truppen, die aus dem Westen kamen und durch den Osten zogen. Die Leute abzogen und betrogen. Ihnen irgendwas aufquatschten oder minderwertigen Müll verkauften.
Das mag schon sein, dass die Ablehnung gegen alles Fremde ein Stück weit daher kommt. Hab ich so noch gar nicht betrachtet.

"Du wirst glücklich werden!" sagte das Leben... "Aber erst mache ich dich stark!"


#6

Ein Lied, das mich damals bei Veröffentlichung total berührt hat.

Es handelt von einem Kind in einem Kriegsgebiet. Ein Kind, das seine Mama verliert. Seine Mama und seine Kindheit. Weil erwachsene Menschen um etwas kämpfen wollen. Weil der Eine will was der Andere hat. Oder der Eine etwas glauben möchte, was dem Anderen nicht passt.

Es gibt Menschen, die fliehen und versuchen ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder zu retten. Und im schlimmsten Fall, stoßen sie dann in dem vermeintlich friedlichen Land auf Hass und Ablehnung.

Ich verstehe Krieg nicht. Wozu ist der gut? Kann es in einem Krieg überhaupt Gewinner geben?
"Du wirst glücklich werden!" sagte das Leben... "Aber erst mache ich dich stark!"


#7
Ich gebe zu Bedenken...

[Bild: 11326039_1064924133527278_249492830_n.jp...e=5E71FCCB]
S her lock. 🚂


#8
Und Sherlytypisch noch ein Song hinterher.

S her lock. 🚂


#9
insaei zack pow


#10
(12.11.2019, 10:43)Maili link schrieb:Was haben die denn gegen diese Menschen? Die kennen die doch gar nicht.

Meiner Meinung nach tritt Rassismus vor allem in ländlichen Gegegenden auf in denen man eher unter sich ist und generell unbekannten Menschen gegenüber skeptisch ist. Der ländliche Raum ist generell eher Konservativ zu verordnen.

Des Weiteren neigen rassistische Menschen meist dazu neidisch zu sein. Sie sind oftmals aus sozialschwachen Familien und haben beruflich keine Perspektive. Sie fühlen sich durch den Staat "verraten" da Sie glauben ein Hausrecht und auch einen 1. Anspruch auf Job, Frauen und Sozialleistungen zu haben. Außerdem neigen viele von Ihenn dazu einfach zu Faul zu sein für wenig Geld arbeiten zu gehen, nach dem Motto "da kassier ich lieber Hartz 4 und mache nix als mich für so einen scheiss Job krumm zu machen".

Durch solch eine Perspektievlosigkeit entsteht natürlich Hass und der Drang die Schuld bei anderen zu suchen. Da sind Migranten oder Asylanten das leichteste Ziel, wenn Sie dann noch eine recht xenophobe Art ansich haben wird gleich der Fremde (der zufällig aus der gleichen verdammten Ursuppe gekrochen ist wie jeder andere Mensch auch) als Bösewicht dargestellt.

Deutschland ist ja bekanntlich ein Vielvölkerstaat (schon immer), da die Germanen ja keine "reine" Volksethnie waren wie die Nationalsozialisten uns weiss machen wollten. Das Gebiet Deutschland war auch bis zu den Nationalsozialisten kein reines Staatengebilde das Zentralistisch geführt wurde sondern zersetzt war durch unzählige Fürstentümer und Königreiche). Was wir als deutsche "Kultur" verstehen ist eigentlich nur das wir die gleiche Sprache sprechen (und auch die musste erst gefunden werden) und Konfessionsübergreifend dem christlichen Glauben angehören (was in einer technokratisierten Gesellschaft an Bedeutung verliert).

Durch solch ein Denken und festhalten an allen Wertevorstellungen, die oft in einer verglorifizierung des Nationalsozialismus enden, hat man schnell ein Opfer gefunden. Bzw. bezeichnen die Faschisten ihre Opfer ja als Täter und sprechen ihnen jede Moral ab aufgrund ihres Fremden Glaubens und Kultur.

Das witzige ist das die Nationalsozialisten allen voran Hitler und Himmler den Islam geliebt haben, da sie ihn als nicht so verweichlicht wie die christliche Lehre angesehen haben. Hitler und der Großmufti von Jerusalem haben sogar, in ihrem Rassenwahn und Anti-Zionismus, an einer Kooperation gearbeitet.
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist.
Es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.



online: 1 Gast/Gäste